Sonntag, 4. Oktober 2009

Dekret 1928 zur Aufhebung der "Amici Israel"

vom 25. März 1928

Nach mehreren internen Beratungen - einige Eminenzen (ohne Namensnennung) erachteten es auch als unangebracht, darin den Antisemitismus zu verurteilen - erhielt das Dekret zur Aufhebung der "Amici Israel" seine endgültige Fassung aus der Feder Pius' XI. persönlich.

Den vollständigen Text des Dekrets habe ich auch wieder nirgends auf Deutsch gefunden, ausser der Passage mit der Verurteilung des Antisemitismus. Die italienische Übersetzung (so wie sie auch in der «Civiltà Cattolica» abgedruckt wurde?) ist hingegen hier zu finden. Und hier sogar das Original auf Lateinisch ("Decretum de consociatione vulgo «Amici Israël» abolenda, 25 martii 1928)

Also hier meine eigene etwas freie Übersetzung (habe mich bemüht, den Sinn nicht zu entfremden und nur einige "Floskeln" weggelassen):

Am 2. April 1928 in den "Acta Apostolicae Sedis", dem Amtsblatt des Heiligen Stuhles, veröffentlicht:

      Die Hl. Kongregation des Hl. Offiziums sei mit der Prüfung von Wesen und Ziel der Vereinigung "Amici Israel" und ihrer Publikation "Pax super Israel" beauftragt worden.
Die für die Wahrung des Glaubens und der Sitten zuständigen "E.mi Padri" (Eminenzen) hätten zunächst die lobenswerte Absicht der Vereinigung gewürdigt, die Gläubigen anzuhalten, durch Gebet und Tat auf die Bekehrung der Juden zum Reich Christi hin zu arbeiten.
Es sei diesem Ziel gemäss nicht verwunderlich, dass ihr zu Beginn ausser vielen Gläubigen und Priesten auch nicht wenige Bischöfe und Kardinäle beigetreten sind.
War es doch in der kathol. Kirche schon immer üblich, für das jüdische Volk zu beten, das bis zur Ankunft Christi der Verwahrer der göttlichen Verheissungen war - trotz seiner späteren Verblendung, ja gerade deswegen.
Von diesem Geist der Barmherzigkeit getragen, habe der Hl. Stuhl dieses Volk [stets] gegen ungerechte Angriffe in Schutz genommen, und so wie er jeglichen Hass und jede Feindseligkeit zwischen den Völkern ablehnt, so verurteilt er ganz besonders den Hass gegen das einst von Gott auserwählte Volk, jenen Hass nämlich, der heutzutage gemeinhin "Antisemitismus" genannt wird.
Da aber die "Amici" mit der Zeit der Kirche fremdes Gedankengut angenommen hätten, welches nicht dem Geist der Hl. Väter und der Hl. Liturgie entspreche, beschliessen die "E.mi Padri", die Vereinigung "Amici Israel" aufzulösen und erklären sie hiermit für faktisch aufgelöst; weiter ordnen sie an, dass in Zukunft niemand Schriften veröffentlichen soll, welche in irgendeiner Weise solch irrtümliche Initiativen begünstigen.
      Am 22. desselben Monats habe Pius XI. diesen Beschluss gutgeheissen und dessen Veröffentlichung angeordnet.

Auf das Ersuchen, das "perfidis" in der Karfreitagsfürbitte zu streichen bzw. zu ersetzten, wird im Dekret mit keinem Wort eingegangen.

Als hätte man in dem Dekret zu viel Nachsicht mit den Juden walten lassen, und es einiger Klarstellungen bedürfe, erschien kurz darauf ein Artikel in der "Civiltà Cattolica", der vor den Gefahren jüdischer Infiltration warnt und erklärt, wie das "besonders" ("verurteilt ganz besonders den Hass gegen die Juden") in dem Dekret zu verstehen sei (dass diese Interpretation im Sinne Pius XI. war, bezweifle ich persönlich sehr):

ARTIKEL CIVILTA' CATTOLICA

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